F.I.M. - Geschichte
Frankfurt verfügt über eine reiche Geschichte improvisierter Musik. Angefangen mit dem Deutschen Jazzfestival der 70er Jahre und diversen Abenden im Jazzkeller über Heiner Göbbels´ "Materialausgaben", verschiedenen von Rüdiger Carl kuratierten Veranstaltungen im Portikus bis zum FIM der 90er Jahre, Auftritten mit Alfred Harth, den Festivals im Mouson von Augst, Korn und Carl gab es eine kontinuierliche Reihe von Veranstaltungen dieser Musik.
Das F.I.M. wurde 1993 von Alfred 23 Harth und Christof Korn ins Leben gerufen. Die von ca. 30-40 Musiker:innen getragene Musikerinitiative war mit regelmäßigen Sessions, Festivals und einem eigenen Impro-Orchester bis ca. 1998 aktiv. Danach existierten noch kleine Ensembles einzelner Musiker:innen. Anfang der Jahrtausendwende hatte sich die Szene dann weitgehend aufgelöst. Nach längerer Zeit des Stillstands ergriffen 2014 Christof Krause und Jürgen Werner, im FIM der 90er Jahre als Zuhörer und Musiker aktiv, die Initiative, dem Experiment und der freien Improvisation in der Stadt wieder ein Podium zu verschaffen. Die Szene von Musiker:innen aus der FIM-Periode war nicht mehr vorhanden, so dass das F.I.M. in veränderter Form als Veranstaltungs-/Konzertformat - Forum Improvisierter Musik - etabliert wurde. Mit Unterstützung des Kulturamts der Stadt, und später des Landes Hessen, werden seit 2016 „Offene Bühnen“ mit teilweise hochkarätigen Opener Formationen veranstaltet. Sukzessive kamen Formate wie Formationen+ und Raumbespielungen dazu. Das F.I.M., in der Tradition des Free-Jazz gegründet, integriert heute vielfältige Ausdrucksformen der freien Improvisation, wie z.B. der Neuen Improvisationsmusik, elektronischer Musik, Grenzbereiche der Neuen Musik bis zum improvisierten Tanz.
Das F.I.M. sieht sich als Pulsgeber für die Improvisierte Musik in Frankfurt, und möchte auch zukünftig interessierten Musiker:innen der Stadt und Region ein Podium für den „freien“ musikalischen Ausdruck bieten.
Zur FIM-Geschichte schreibt Jürgen Schwab in "Der Frankfurt Sound"
(erschienen 2004, Societätsverlag, SBN 3-7973-0888-4):
"Zu Beginn der 1990er Jahre schlossen sich in vielen deutschen Städten Musiker zusammen, die vor allem an frei improvisierter Musik interessiert waren. Sie orientierten sich dabei weniger am damals schon klassisch zu nennenden Free Jazz, sondern versuchten eher aus dem Nichts mit beliebigen "Fundstücken" eine voraussetzungslose Avantgarde-Musik zu erschaffen.
Gelegentlich führte ihre dem Punk nicht unähnliche Attitüde zu einer "äußerst nahrhaften Musik", genauso oft führte sie aber auch in die Langeweile und Belanglosigkeit, jedenfalls für den kritischen Zuhörer. Einige Musiker wurden durch die Aufgeschlossenheit und den Experimentiergeist, der in dieser Szene herrschte, zu interessanten Projekten inspiriert.
Alfred Harth und der Gitarrist und Komponist Christoph Korn gründeten 1993 in Frankfurt das FIM. Dieses "forum improvisierender musiker" lud zu monatlichen Sessions in das alte Gallus-Theater, kooperierte mit gleichgesinnten Initiativen und Musikern aus anderen Städten und veranstaltete jährliche Festivals, auf denen auch hochkarätige Avantgardisten wie Charles Gayle, Derek Bailey oder Peter Brötzmann auftraten. Weitere Aktivitäten waren drei "Jazzferien" benannte mehrtägige open-air-events und die Gründung des print-on-demand-internet-labels recout. Ein eigenes FIM-Orchester wurde aufgestellt, geleitet von Rüdiger Carl.
Der deutsche Free Jazz-Pionier lebt seit Beginn der 1980er Jahre in Frankfurt, wo er zunächst mit Avantgarde-Konzerten in der Ausstellungshalle Portikus aktiv wurde. Im FIM fand er eine lokale Szene gleichgesinnter Avantgardisten, in der sich etwa 30 Musikerinnen und Musiker tummelten.
Darunter etwa der Bassklarinettist und Zitherspieler Burkard Kunkel, der Klarinettist Wolfgang Reimers, der Schlagzeuger Bertram Ritter, der Stimm- und Performance-Künstler Oliver Augst, der Elektroniktüftler Peter Fey und Alfred Harth. Auch Musiker aus dem klassischen Jazzlager interessierten sich für die Experimente des FIM. Heinz Sauer kooperierte in verschiedenen Projekten und traf hier auf den blutjungen Bertram Ritter, den er als Schlagzeuger in sein Quartett holte. Das im Jahr 2000 gegründete Festival "pol", kuratiert von Carl, Korn und Augst, entstand ebenfalls aus dieser Szene und schuf Querverbindungen zwischen den "wichtigen kulturellen Microsystemen der 90er", die Alfred Harth wie folgt benennt: "frei improvisierte Musik, elektro-akustische Szene, clicks & cuts, Theatermusik, Kunst und Galerien, Mitglieder des Ensemble Modern, der HR-Bigband, die so wichtige Live-szene im Dreikönigskeller." Gegen Ende der 1990er Jahre verebbten die Aktivitäten des mittlerweile in "frankfurts indeterminables musiqwesen" uminterpretierten Vereins, der allerdings, wie man hört, "unter elektronischen Vorzeichen" in personell reduzierter Form wieder oder weiterhin aktiv ist."